Googelt man den Begriff Epigenetik, erhält man folgende Antwort:
„Der Begriff ist zusammengesetzt aus den Wörtern Genetik und Epigenese, also der Entwicklung eines Lebewesens. Die Wissenschaft der Epigenetik erforscht jene (Umwelt-)Faktoren, welche die Aktivität der Gene regulieren und deren Funktion individuell regulieren.“
Lange Zeit dachte man, dass nur die DNA im Zellkern für die Weitergabe von Informationen an die nächste Generation von Interesse sei. Seit den 1950ern wurde sie dann von Forschern aus dem Zellkern extrahiert. Dabei wurden oft wichtige Informationen weggeworfen: Denn die DNA ist von Proteinen umgeben, die eine große Rolle für das Ablesen der Gensequenzen spielen. Heute weiß man: Umwelteinflüsse modifizieren die DNA. Hierbei wird nicht die DNA-Sequenz selbst verändert, sondern Strukturen, die sie umgeben. Die Art, wie die DNA abgelesen wird und die Geschwindigkeit des Ablesens wird dadurch beeinflusst. Doch was bedeutet dies genau?
Es bedeutet, dass unsere Ernährung, unser Schlaf, die Art, wie wie wir uns bewegen und das soziale Umfeld, das uns umgibt einen direkten Einfluss auf unsere Genaktivierung oder -deaktivierung haben. Gene können schnell oder langsam abgelesen werden. Sie können durch entsprechende Umwelteinflüsse aber auch komplett stillgelegt werden. In manchen Fällen ist das gar nicht vorteilhaft – denn er Körper hat starke Selbstheilungskräfte und rüstet uns zum Beispiel mit Tumorsuppressorgenen aus, die das Wachstum von Krebszellen hemmen. Sind die entsprechenden Gene stummgeschaltet, ist eine wichtige körpereigene Waffe, die wir benötigen, um gesund zu bleiben, nicht mehr aktiv.
Für unsere Gesundheit bedeuten diese Erkenntnisse ein großes Umdenken. Bisher ging man zum Arzt/ zur Ärztin und ließ bei ihm/ihr auch die Verantwortung. Die Epigenetik zeigt uns, dass wir zu mehr fähig sind, als wir denken und dass der Körper, wenn wir ihn lassen, große Selbstheilungskräfte freisetzen kann. Das bedeutet aber auch, dass wir eine Eigenverantwortung haben. Denn damit der Körper stark sein kann, braucht er das richtige Umfeld und den richtigen Input – nicht nur auf sozialpsychologischer und physiologischer Ebene, sondern auch inform von nährstoffreichem Essen, Bewegung, Sonnenlicht und frischer Luft.
Um zu verdeutlichen, wie stark die Epigenetik wirkt, möchte ich die Erkenntnisse einer Studie beschreiben. Hier wurden trächtigen, genetisch identischen Mäusen unterschiedliches Futter gegeben. Die eine Gruppe erhielt Spezialfutter mit großen Mengen an Vitalstoffen, vor allem Folsäure, Vitamin B12 und Cholin, die wichtig für die Genregulierung sind. Die andere Gruppe erhielt normales Futter. Die Nachkommen der Gruppe, die normales Futter erhielt, wurden wie ihre Mütter gelb, dick und krankheitsanfällig. Die Nachkommen der Gruppe mit Spezialfutter hingegen hatten braunes Fell, wurden schlank und blieben gesund. Der einzige Unterschied in den Umwelteinflüssen war also die Ernährung der Mutter während ihrer Tragezeit.
Das Experiment erlangte große Aufmerksamkeit und stieß eine Welle von epigenetischen Forschungen an. Bisher sind nun drei wichtige epigenetische Schalter bekannt: Methylgruppen, die sich an die Cytosinbasen der DNA anheften und so das Ablesen genetischer Information verhindern. Ein weiterer Schalter sitzt an den Histonen. Je enger Histone verpackt sind, desto schlechter ist eine genetische Information verfügbar. Ein dritter Schalter geht von den Micro-RNAs aus, die eine Übersetzung der abgelesenen Gene in Proteine unterbinden.
Das oben beschriebene Experiment war ein Tierversuch. Um nun noch die Brücke zum Menschen zu schlagen möchte ich gern aus dem Leben meiner Zwillingsschwester und mir erzählen. Genetisch identische Ausgangsbasis, in der Kindheit ähnliche Umwelteinflüsse und dennoch haben wir eine völlig unterschiedliche Gesundheitsgeschichte. Worin liegt bloß der Unterschied? Diese Frage beschäftigt mich weiter und weiter und ist einer meiner Antriebskräfte für diesen Beruf.
Meine Schwester hatte schon früh eine Skoliose (seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule) und Rückenprobleme. Ich hingegen keine. Im Gegensatz dazu litt ich seit meiner frühen Kindheit an immer wiederkehrenden Blasenentzündungen und habe daher unzählbare Antibiotikatherapien hinter mir. Seit meiner Pubertät bin ich starke Allergikerin – meine Schwester hat keine einzige Allergie. 2017 brach meine Zöliakie mit starken Symptomen wie Blähbauch, Durchfall und heftigen Stimmungsschwankungen aus. Ich schleppte mich zwei Jahre mit dem Beschwerden durch die Gegend. Immer wieder hatte ich den innerlichen Vorwand, noch wichtige Dinge erledigen zu müssen, bevor ich zum Arzt ging. Meine unterbewussten Glaubenssätze hatten verhindert, dass ich mich um mich selbst kümmerte. 2019 ließ ich mich schließlich untersuchen und erfuhr, dass ich eine genetisch bedingte Glutenunverträglichkeit habe. Die entsprechenden Gene trägt auch meine Schwester. Sie hingegen hat eher unterschwellige Symptome, aber keine akuten Darmprobleme wie Blähungen oder Durchfall. Sie sagt, sie fühlt sich mit Gluten nicht so gesund wie sonst, aber kann Gluten essen, ohne dass ihr Körper sofort rebelliert. Dank meiner Ernährungsumstellung und gezielter Supplementierung wichtiger Nährstoffe und Fettsäuren konnte ich meine Allergiesymptome auf ein Minimum reduzieren und meinen Darm heilen, sodass ich nun beschwerdefrei bin. Im Rahmen meiner Ausbildung habe ich mich auch mit meinen innerlichen Glaubenssätzen gestellt und übe mich darin, täglich Selbstfürsorge in mein Unterbewusstsein zu verankern. (Wer Interesse hat, seine eigenen Glaubenssätze zu identifizieren, darf sich gern bei mir melden :).)
Meine Schwester und ich sind beide Mütter, doch unsere Schwangerschaften verliefen trotz identischer genetischer Basis komplett unterschiedlich. Laut Gentest haben wir dieselben Fähigkeiten, was Entzündungsbewältigung, Methylierung, Entgiftung, Knochengesundheit u.ä. angeht. (Wer sich für eine entsprechende Genanalyse interessiert, kann mich gern kontaktieren.) Dennoch neige ich sehr viel stärker zu Entzündungen und hat meine Schwester größere Probleme mit den Knochen und Gelenken.
Unsere Andersartigkeit und die unterschiedliche Symptome sind das perfekte Beispiel für die Epigenetik. Durch unsere unterschiedliche Lebensweise hat unser Körper durch epigenetische Mechanismen zunächst identische Gene im Laufe unseres Lebens unterschiedlich an- und ausgeschaltet. Unsere anfangs gleiche Ausgangsbasis wurde hierdurch verändert und diese Veränderung wurde repliziert. Dank meiner Einsicht in meine Genetik und bewusster Reflektionsarbeit, kann ich nun gezielt Methoden anwenden, um meinen Körper bei der Regulierung meiner Gene zu unterstützen. Ebenso helfe ich mir selbst, indem ich Schlüsselprozesse, wie die tägliche Entgiftung und die Arbeit meines wieder aufgebauten Mikrobioms am Laufen halte.
Im Rahmen meiner Beratung schauen wir uns zunächst Deine genetische Ausgangsbasis genauer an. Durch Gespräche und Testergebnisse identifizieren wir Hebelpunkte und finden heraus, wie wir MIT deinem Körper arbeiten können, statt gegen ihn, um die Genregulierung und weitere für deine Gesundheit wichtige Prozesse positiv zu beinflussen. Dieses Vorgehen soll dazu beitragen, Ursachen zu beheben, statt kurzfristig Symptome zu bekämpfen. Es soll Dir helfen, Deinen Körper besser zu verstehen. Dir aufzeigen, was bei Dir „anders läuft“ als vielleicht bei anderen Menschen. Weshalb bestimmte Symptome immer wieder auftreten und wie Du sie langfristig auf Deinem Leben entfernen kannst.
Kontaktiere mich gern per Mail für ein kostenloses telefonisches Erstgespräch.
Quellen:
Jirtle, R. L. (2014). The Agouti mouse: a biosensor for environmental epigenomics studies investigating the developmental origins of health and disease. Epigenomics, 6(5), 447-450.
Peixoto, P., Cartron, P. F., Serandour, A. A., & Hervouet, E. (2020). From 1957 to nowadays: a brief history of epigenetics. International journal of molecular sciences, 21(20), 7571.
Internetquellen:
Epigenetik und Ernährung: Folgenreiche Fehlprogrammierung (aerzteblatt.de)
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