Warum dieser Schwerpunkt?
Hierzu möchte ich Euch die Geschichte unseres Sohnes erzählen. Er war zunächst unauffällig im Verhalten, hatte aber von Beginn an Bauchprobleme und auch Koliken in den ersten drei Lebensmonaten. Wie ihr bereits wisst, habe ich eine genetisch bedingte Glutenunverträglichkeit. Zunächst dachten wir, ich hätte sie nicht an ihn weitergegeben, denn er aß immer mal wieder glutenhaltiges Gebäck, allerdings meistens auswärts. Tatsächlich war aber so, dass uns seine Glutenintoleranz wohl einfach nicht auffiel, weil wir zuhause kaum Gluten aßen. Irgendwann bemerkten wir schließlich, dass er ungewöhnlich lange Wutausbrüche für einen 2-jährigen hatte, auch wenn er natürlich in der Autonomiephase war. Allerdings dauerten die Wutausbrüche teilweise eine Stunde an, was wir nicht mehr als normales Trotzen empfanden. Ebenso standen die Wutausbrüche immer Zusammenhang mit Schmerzen. Unser Sohn war kaum zu beruhigen. Er ließ sich nicht einmal mehr anfassen, was eine Medikation schwierig machte.
Erst in der Adventszeit erkannten wir den Zusammenhang durch das häufige Essen von Weihnachtsgebäck. Die Frequenz seiner Wutausbrüche nahm stark zu und irgendwann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Als Mutter musste ich mich ordentlich durchsetzen, denn wie ich bemerkte, dachten viele in meinem Umfeld, die Vermutung einer Glutenunverträglichkeit sei ein Hirngespinst. Letztendlich hat sich aber bestätigt, dass ich das Gen an ihn weitergegeben habe und ein klarer Zusammenhang zu erkennen ist.
Seitdem wir die Ernährung umstellten und unser Sohn kein Gluten mehr ist, hat sich sein Verhalten normalisiert. Er hat nun noch ganz normale, alterstypische Trotzanfälle, aber keine Schmerzen und starken Gefühlsausbrüche, die weit über 10 min hinausgehen.
Mit dieser eigenen Erfahrung möchte ich zeigen, dass das, was im Darm vor sich geht, in einem direkten Zusammenhang zum Verhalten eines Menschen stehen kann. Dies trifft auf Menschen allen Alters zu. Auf Kinder, wie auch auf Erwachsene. Das macht auch vollkommen Sinn. Denn in einem gesunden Mikrobiom werden wichtige Bausteine für Neurotransmitter gebildet, die unsere Stimmung und somit auch unsere Verhalten beeinflussen. Ist die Darmschleimhaut nicht intakt und/oder das Mikrobiom nicht vielfältig genug, wird die Nährstoffaufnahme beeinflusst und somit auch die Neurotransmitterproduktion gestört. Wichtige Stoffwechselprozesse können nicht in Gang gesetzt werden. Ein Ungleichgewicht im Hormon- und Neurotransmitterhaushalt und Auswirkungen auf psychischer Ebene sind die eine logische Konsequenz.
„Schreibabys“
Nicht alle Schreibabys haben eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass es Sinn macht, den Darm und das Mikrobiom genauer zu untersuchen und die Ernährung von Mutter und Kind zu optimieren, um eine Unverträglichkeit als Ursache auszuschließen.
In einer Studie aus dem Jahr 2009 konnte gezeigt werden, dass von 36 Kindern im Alter von 18 bis 81 Tagen 19 täglich stundenlang schrien. Die anderen weinten so lang und häufig, wie man es von Säuglingen in diesem Alter erwarten würde. Das Mikrobiom der Stichprobe wurde untersucht und man konnte nachweisen, dass die Schreikinder eine weniger vielfältige Darmflora und Anzeichen einer Entzündung im Darm aufwiesen.
Ich selbst kenne den Begriff „Schreikind“ aus Erzählungen aus meinem Umfeld und finde, ein Umdenken ist längst überfällig. Denn meist herrscht immer noch die Meinung vor, „da könne man nichts machen“. Es ist mir ein Herzensanliegen, dieses Umdenken voranzutreiben und verzweifelten Müttern von Babys, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Schmerzen haben, Untersuchungsansätze und Handlungsmöglichkeiten zu bieten. Neben einem entsprechenden DNA-Test, Tests zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten und einer Mikrobiomanalyse biete ich auch hier eine ganzheitliche Begleitung inform von Ernährungsplanung, Gesprächen und Meditationen an.
Quellen:
Rhoads, J. M., Fatheree, N. Y., Norori, J., Liu, Y., Lucke, J. F., Tyson, J. E., & Ferris, M. J. (2009). Altered fecal microflora and increased fecal calprotectin in infants with colic. The Journal of pediatrics, 155(6), 823-828.
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